Kartensammlungen zeichnen sich vor allem durch eine Vielzahl unterschiedlich gestalteter Pläne auf unterschiedlichen Materialien verschiedener Größe aus.

Anhand der Ausstattungsmerkmale der einzelnen Blätter lassen sich Entstehungsgeschichte und Fertigstellungsphase einzelner Projekte ablesen.

 

 

Vielfach sind Pläne, Karten oder Konstruktionszeichnungen mit zahlreichen handschriftlichen Eintragungen versehen, die von besonderer historische Bedeutung sind, da sie den Werdegang deutlich nachzeichnen.


Diese Eintragungen finden sich nicht nur auf der Vorderseite und den Rändern, sondern sehr häufig auch auf den Rückseiten in Form von Auflistungen, Berechnungen, Notizen und kleinen Skizzen.

Oftmals sind diese hauchdünn mit Bleistift oder in anderen zarten Farben aufgetragen. Sie zeigen sich als Beschriftungen und Rasterlinien sowie als Kolorierungen mit Aquarell und Farbstiften. – und alle haben eine hohe und individuelle Bedeutung.



 

Es gibt Pläne und Karten, auf denen lesbare Prägestempel Hinweise auf den Urheber der Karten liefern und im Falle von Stichen sind gut erhaltene Plattenränder ein wichtiges Indiz dafür, dass es sich um Originale handelt.


 

Aufgrund einer meist beengten Unterbringung, oftmals gefaltet in Kästen oder aufgerollt zu dicken Rollen mit Umverpackungen und der Nutzung als Arbeitsmaterial für Kartographen, sind Karten und Pläne meist durch Risse, Fehlstellen, Knicke und Brüche mechanisch stark geschädigt.



 

 

 

Für die Restaurierung solcher Objekte gibt es ein paar grundlegende Regeln die in meinem Atelier streng beachtet werden, um nicht wertvolle historische Zeitzeichen zu zerstören:

 

Sämtliche Informationen (Stempel, Randnotizen, Vermerke, Beschriftungen, Linien usw.) müssen deutlich in ihrer Lesbarkeit erhalten bleiben, auch wenn sie die Ursache schädlicher Einflüsse sein könnten oder die Behandlung der Objekte erschweren.


Dies beinhaltet für alle restauratorischen Maßnahmen dass, wenn möglich, auf ein Kaschieren der Blätter verzichtet wird, um die uneingeschränkte Lesbarkeit auch der Rückseiten zu erhalten.

 

Die ursprüngliche Form, der Aufbau und das Format von Plandokumenten müssen bei der Restaurierung grundsätzlich erhalten werden.


Schädliche Materialien wie beispielsweise rostige Klammern oder stark versprödete Doublierungen werden wenn möglich entfernt. Dies erfolgt nach Absprache mit der verwahrenden Institution.

 

Selbstklebebänder werden mechanisch und, wo möglich, unter Einsatz von Lösemitteln entfernt.

 

 

 

 

Gerollte und gefaltete, stark gealterte Plandokumente werden im Zuge der Restaurierung geöffnet, da es sinnvoll ist, sie anschließend auch weiterhin liegend in geeigneten Mappen und Planschränken oder Regalen zu verwahren.

Jedoch sollen zum Beispiel die Falten der früheren Lagerung auch nach der Restaurierung und Planlegung deutlich erkennbar sein, da dies zur Geschichte des Objektes gehört.


Das Planlegen beinhaltet, dass die Objekte zunächst für einige Stunden befeuchtet werden, damit die oft spröde gewordenen Papiere soweit geschmeidig werden, dass sie beim Entrollen oder Entfalten nicht brechen.


Im Anschluss daran verbleiben sie in der Befeuchtung noch so lange (maximal jedoch 10-14 Stunden), bis sie sich vollständig glatt legen lassen.

 

Nach der Befeuchtung lassen sich Altreparaturen mit wasserlöslichen Klebstoffen lösen.

 

Schließlich erfolgt entweder nur ein Beschweren oder ein leichtes Pressen, damit die ursprünglichen Faltungen sowie auch Prägestempel und Plattenränder nicht zerdrückt werden.


Siehe auch: Entwicklung einer Planglättanlage.







 

 

 

Risse in Karten und Plänen aus Papier werden nach dem Planlegen von der Rückseite her mit Japanpapieren angepasster Stärke und trockenem Weizenstärkekleister oder Hausenblasenleim geschlossen und Fehlstellen entweder ergänzt oder nur gesichert – hier zählt die Vereinbarung mit der verwahrenden Institution.

 

 

Transparentpapierpläne stellen eine Sonderform dar, da sie herstellungsbedingt einer sehr viel schnelleren Alterung unterliegen als Papier und häufig stark vergilbt oder verbräunt sind.

Sie sind zudem oft so versprödet, dass sie durch mechanisch Einwirkung zerbrechen und in mehreren Fragmenten liegen.


Solche Pläne werden nach dem Glätten durch Brücken aus den Japanpapiersorten Mitsumata oder Gampi und Hasenblasenleim zusammengesetzt und stabilisiert.


Beide Japanpapiere sind sehr stabil und reißfest und haben einen von Natur aus leicht gelblich-bräunlichen Charakter, der sich der Färbung der Transparentpapiere sehr gut anpasst.

Sie sind dünn, sehr glatt und haben eine geringe Struktur, wodurch sie sich optimal an die Oberfläche der Transparentpapiere angleichen, ohne durchzuscheinen oder aufzufallen.



 

Brücken aus dünnem Mitsumata als Stablilisierung von Rissen auf der Rückseite verklebt.

 

 

 

Für eine weitere Aufbewahrung können zuvor stark fragmentierte Transparentpapiere nach ihrer Stabilisierung auf  Passepartoutkarton aufgelegt und über durchgezogene Streifen einer speziellen alterungsbeständigen PE-Folie darauf fixiert werden.

 

Dies erleichtert die Handhabung bei der Lagerung und der Präsentation.

 

Ein Wiederabnehmen ist jederzeit möglich.

 

Auf diese Weise können auch alle weiteren sehr brüchigen Pläne zusätzlich stabilisiert werden.

 

Die Rückseiten der Pläne werden in diesem Fall vorab fotografisch festgehalten und mittels Kopien oder als jpeg an die verwahrende Institution übermittelt.

Auf diese Weise muss das Objekt bei einer Begutachtung nur in Sonderfällen aus der Montage genommen werden.




 

Geglätteter und stabilisierter Transparentpapier-Plan nach der Montage auf Passepartoutkarton.

 

Die durchgezogenen PE-Folienstreifen der Montage im Detail.

 

 

 

Bei seltenen Überformaten müssen Pläne oftmals auch weiterhin gerollt gelagert werden.

 

Dies erfolgt dann auf Kernen mit einem Durchmesser von mindestens 30 cm und geeigneten Umverpackungen.