Pergamenthandschriften mit ihren oft überrreichen Illuminationen gehören, ebenso wie Pergamenturkunden, meist zu den ältesten und wertvollsten Dokumenten eines Archivs oder einer Bibliothek.

 

 

Pergament ist kurz gesagt entfleischte, aufgespannte und getrocknete Tierhaut, was dem Material nicht nur sein Aussehen, sondern auch ein paar sehr individuelle Eigenschaften verleiht.


Besonders typisch für Pergament ist seine mehr oder weniger ausgeprägte Reaktion auf Schwankungen der relativen Luftfeuchtigkeit.

Erhöht sich diese, dehnt sich das Material, es schrumpft bei Feuchtigkeitsentzug, verhärtet bei zu geringer Feuchtigkeit oder entwickelt Schimmelbildung wenn es zu lange zu feucht ist, da Pergament in diesem Fall wie ein Nährboden aus einem tierischen Produkt wirkt.

 

Für gebundene Pergamenthandschriften ebenso wie für Illuminationen auf Pergament kann jede Bewegung des Werkstoffs zu erheblichen Schäden führen, da Farbpigmente abplatzen können und starke Verwellungen durch die Heftung in Buchform entstehen.


Wo immer das Pergament „eingesperrt“ ist – auch in Schachteln und starren Montierungen – bilden sich Stauchfalten und Risse aufgrund der Bewegungen des Materials.

 

Pergamenturkunden existierten über Jahrhunderte als Einzelstücke und unterliegen daher auch heute noch einer viel häufigeren Benutzung, als beispielsweise Akten oder Bücher.


Oft sind große Einzelsiegel oder eine Vielzahl kleinerer Siegel am unteren Teil der Urkunde angehängt oder Papiersiegel als Beglaubigung aufgedrückt.

 

Die meisten Urkunden wurden zudem gerollt oder in Briefform gefaltet, was die Handhabung ebenso schwer macht wie eine archivgerechte Aufbewahrung und vielfach zu mechanischen Schäden wie Einrissen, Fehlstellen und starken Knicken geführt hat.

 



Pergamente werden in meinem Atelier nach folgenden Richtlinien restauriert:

 


  • Herausnehmen des Objekts aus der Aufbewahrung und eventuell Ablösen aus der Montierung.

 

  • Trockenreinigung und Entfernen von Schmutzpartikeln, oberflächlich mit Hilfe von Pinseln, Skalpellen, Latexschwamm und kleinen Saugern.

 

  • Gezieltes Befeuchten in der Klimakammer oder in partiellen Gore-Tex®-Sandwiches, um das Pergament zu quellen und flexibel zu machen.

 

  • Entrollen oder Auffalten und Planlegen sowie beschwertes Glätten zwischen geeigneten Materialien. Hierbei werden alle notwendigen Maßnahmen ergriffen um Illuminationen, Schrift und Siegel sowie Siegelschnüre zu schützen.

 

Sämtliche Informationen wie Stempel, Randnotizen, Vermerke auch mit Farbstift, alte Signaturen sowie Vermerke auf der Rückseite müssen dabri unverändert bleiben.


Das beschwerte Glätten kann mehrere Wochen dauern und ist notwendig für eine spätere liegende Aufbewahrung in speziellen Schachteln und Montierungen.

 

Die Glättung erfolgt nur insoweit, dass die ursprüngliche Faltung noch erkennbar ist sowie keinerlei Prägungen oder anderweitige historische Spuren beeinträchtigt werden.

 

Stark verzogene oder geschrumpfte Pergamente können nach dem Befeuchten in speziellen Spannrahmen in Form gebracht und aufgespannt getrocknet werden, sofern Schrift, Farbauftrag oder Siegel dies zulassen.



 

  • Schließen von Rissen und Sichern von Fehlstellen mit ausreichend starkem Japanpapier und Gelatine oder Hausenblasenleim.

 

  • Ergänzung von Fehlstellen mit passendem Pergament nur nach Rücksprache mit der verwahrenden Institution.

 


Für die weitere Erhaltung der Urkunden ist die sachgerechte Lagerung besonders wichtig.


Für  jedes Objekt sollte ein maßgefertigtes und alterungsbeständiges Behältnis angefertigt werden und dabei besonderes Augenmerk auf die gefahrlose Lagerung von Illuminationen, Siegeln und Siegelbefestigungen gelegt werden.


Die Montierung einer ursprünglich gerollten oder gefalteten Urkunde empfiehlt sich, da Pergament ein Material ist , das sich beständig bewegt. So kann eine ursprüngliche Faltung wieder zurückspringen oder die Ecken und Kanten fangen an sich erneut aufzurollen.

Dadurch entstehen weitere Schäden an Siegeln und Illuminationen.

 

Eine Montierung soll zwar eine seitlich Dehnbewegung des Pergaments erlauben, um Stauchungen zu vermeiden, jedoch jede weitere Wölbung sanft verhindern.


Vermerke auf der Rückseite können mittels Kopien im Deckel integriert werden.


Spezielle Umfassungen, Vertiefungen oder Mulden für Siegel können eingebaut werden.