Der Begriff Grafik umfasst im weitesten Sinn alle künstlerischen oder technischen Zeichnungen und schließt auch alle manuellen drucktechnischen Verfahren mit ein – man könnte sagen es vereint eine Vielfalt an Techniken der Gestaltung auf Papier.

 



 

Hier sind zu nennen



  • verschiedene Maltechniken wie Aquarell, Gouache, Öl, Acryl und Tempera,

 

  • Zeichentechniken wie Kreide, Rötel, Kohle oder Pastell,

 

  • druckgrapfische Techniken, unterschieden in Hochdruck- und Tiefdruckverfahren, Flach- und Durchdruck sowie in heutiger Zeit mit fortschreitender Technik auch Tinten- und Thermosublimationsdruck.

Die bekanntesten Arten dieser Drucktechniken sind Holz- und Linolschnitt, Stempeldruck, Gipsschnitt, Kupfer- und Stahtstich, Radierung, Aquatinta, Schablonendruck, Lithograpphie und Monotypie,

 

  • zweidimensionale Gestaltungstechniken wie Siebdruck, Spritztechniken, Collagen, Dripping, Frottage und Grattage,

 

 

 

Alle diese Gestaltungstechniken sind mit unterschiedlichsten Materialien in völlig verschiedenen Verfahren angefertigt.

 

Sie befinden sich auf dem flach wirkenden, aber doch dreidimensional aufgebauten Gebilde Papier, das mit unterschiedlicher Zusammensetzung hergestellt wurde.

 

Hierdurch entsteht – ähnlich wie bei Büchern – eine Vielzahl an Varianten, die das Thema Grafik so spannend, aber auch so schwierig machen.

 

 

 



Schäden an Grafiken:

 

 

Grafiken sind häufig von mechanischen Schäden wie Rissen und Fehlstellen, Knicken und Falten betroffen.

 

Schäden dieser Art machen das Blatt instabil und anfällig für weitere Schäden.

 

Fehlstellen und Risse im Motivbereich beeinträchtigen die Lesbarkeit sowie das Gesamterscheinungsbild.

 

 

Häufig wurden diese Schäden durch Reparaturen mit ungeeigneten Papieren und Klebstoffen, mittels Selbstklebebändern oder durch Aufbringen der typischen feucht aktivierbaren Klebestreifen behoben.

 

Selbst Kaschierungen mit brüchig werdenden Leinenstoffen wurden durchgeführt.

 

Solche nicht-alterungsbeständigen Altreparaturen fügen den betroffenen Blättern meist noch mehr Schäden zu, indem Klebstoffe und Papiere verbräunen und verspröden und zu Papierabbau, Flecken und Versteifungen führen.



 

 

Mechanisch bedingter Bruch durch eine brüchige Zeichnung.

 

Ungeeignete Altreparatur an einer eingerissenen Grafik.

 

 

 

Je nach Lagerung können Grafiken flächig oder partiell mehr oder weniger stark verschmutzt sein.

 

Durch starke Lichtexposition können Vergilbungen oder Lichtränder entstehen.

 

Auch unsachgemäße Montierungen mit nicht-alterungsbeständigen Passepartout- und Rahmenmaterialien lassen Verfärbungen und Flecken entstehen, die sich oft nur durch erheblichen Eingriff in die Papiersubstanz (wie beispielsweise Bleichbehandlungen) wieder lösen oder reduzieren lassen.

 



 

 

 

Deutlicher sichtbarer Schmutzrand an einer Grafik.

 

 

 

Insbesondere in Verbindung mit Wasser- oder Feuchtigkeitsschäden werden Grafiken stark beschädigt.

 

Dies gilt vor allem für Blätter in unsachgemäßen Montierungen und Rahmen.

 

Ausblutende farbige Substanzen und Alterungsprodukte aus den Einrahmungsmaterialien dringen tief in die Faserstruktur des montierten Blattes ein und Ziehen dort zum Teil so massiv auf die Fasern auf, dass sie kaum mehr reduzierbar sind.

 

Feuchtigkeitsschwankungen führen zu unterschiedlichen Dehnverhalten innerhalb eines Blattes und damit zu Verwellungen. Im Fall aufliegender Farbschollen (beispielsweise bei Gouachen und Ölmalerei auf Papier) können Farbteile gelockert werden und im schlimmsten Fall abplatzen und verloren gehen.

 

Länger einwirkende Feuchtigkeit, insbesondere auch in Verbindung mit erhöhter Temperatur, lassen braun-gelbliche Stockflecken sowie Schimmel entstehen.

 



 

Dunkler Rand, verursacht durch einen Wasserschaden an einer Grafik.

 

Feuchtigkeitsbedingte Papierverwellung hat zum Abplatzen einer Farbscholle geführt.

 

 

 

Restauriermaßnahmen:


Zur Behebung der genannten Schäden an Grafik und Einzelblatt werden in meinem Atelier folgende Techniken angewendet:

 

  • Reduzierung von losen Oberflächenverschmutzungen durch Trockenreinigung der Blätter mittels Latexschwamm, Pinseln und weichen Bürsten.
  • Entfernen weiterer im Faservlies sitzender Verschmutzungen und Neutralisieren von sauren Papieren durch Wässerungsbäder. Einbringen einer Alkalischen Reserve wo notwendig.
  • Schließen von Rissen in Überlappungen von der Motivseite her für ein passgenaues Zusammensetzen von Risskanten.
  • Hinterkleben der Risse – sofern notwendig mit Japanpapieren die in Farbe, Textur und Stärke an das Original sowie die als Ziel gesetzte Endstabilität angepasst sind.
  • Ergänzen von Fehlstellen mit angepassten Hadern- oder Japanpapieren, in Farbe, Textur und Stärke dem Original angepasst.

 

 

Es werden ausschließlich Klebstoffe auf Basis von Methylcellulosen, Gelatinen, Weizenstärke und Hausenblase verwendet und diese selbst hergestellt.


Alle verwendeten Papiere entsprechen den aktuellsten Anforderungen der Restaurierung an Alterungsbeständigkeit.


 

  • Vollflächige oder partielle Verwerfungen, Falten und Knicke werden in einer speziell dafür entwickelten Klimakammer gezielt befeuchtet und anschließend zwischen geeigneten Pressmaterialien geglättet. (Siehe auch - Entwicklung einer neuen Technologie zur Glättung von Plandokumenten, unter: Pläne, Karten, Transparentpapiere)

 

  • Blätter, bei denen ein vollflächiges Befeuchten nicht möglich ist, werden partiell mittels Goretex-Sandwiches behandelt und ebenfalls wie oben geglättet.

 

  • Optisch störende Verfärbungen wie Stockflecken und Lichtränder sowie Vergilbungen und Verbräunung durch Papieralterung werden durch unterschiedliche Bleichmethoden partiell, im Bad oder mittels Sprühen behandelt.

 

  • Voraussetzung für jede Bleiche sowie generell für jede wässrige Behandlung ist stets eine genaue Untersuchung der Substanz sowie eventueller Einschlüsse im Papier.

     

    Zudem erfolgt vorab eine Prüfung der ausreichenden Stabilität von Papier, Druck oder Farbaufträgen.

    



 

 

 

 

Deutlicher Wasserschaden an einer Grafik, die auf einer ungeeigneten Holzplatte montiert war.

 

Dieselbe Grafik nach einem Wässerungsbad und einer mehrstufigen lokalen Bleiche mit Wasserstoffperoxid inkl. Nachbehandlungen.

 

Stahlstich, montiert auf einer Holzplatte; starke Verbräunung und Stockflecken.

 

Der Stich nach einem Wässerungsbad gefolgt von einer mehrstufigen Bleiche im Bad.

 

 

 

  • Reste natürlicher Klebstoffe wie Heißleime, Cellulosen, Gelatine und Kleister sowie Montagereste und Altreparaturen auf dieser Basis werden mittels Feuchtigkeitskompressen, partiell eingesetztem Dampf oder mit Hilfe von gefeuchteten Wattestäbchen angequollen und abgelöst.

 

  • Das Ablösen von Klebstoff- und Montageresten sowie Altreparaturen auf Basis von Acrylatklebstoffen, anderen synthetischen Klebstoffen oder Harz-Mischungen erfolgt durch den Einsatz von Lösungsmitteln, angewendet als Kompresse, Gel oder über Applikation mit Wattestäbchen.

 

  • Enzyme in Form von Kompressen kommen zur Anwendung, wenn Verklebungen auf Protein- oder Stärkebasis durch Alterung oder Zusätze nicht mehr oder nur bedingt wasserlöslich sind.